Ich staunte nicht schlecht, als ich vor dem Hofbräuhaus, der Festhalle und dem Nussknacker Museum stand. Es gab weissblaue Fahnen und ‘Willkommen’ stand in deutscher Sprache an den Ortseingängen. Die Restaurants servierten Weisswurst, Schweinshaxen und Sauerkraut.
Leavenworth ist eine Stadt in den Wäldern von Washington State. Sie liegt in einem Tal umgeben von hohen Bergen. Die Stadt lebte bis Mitte des letzten Jahrhunderts vom Holz. Die Wälder sind unendlich. Doch der Schnee verteuerte den Abtransport der gefällten Bäume. Bald gingen die Unternehmer pleite, da die Holzfäller in den benachbarten Tälern billiger produzieren und vor allem transportieren konnten.
Ein findiger Unternehmer kam auf die Idee zu hundert Prozent auf den Tourismus zu setzen. Die Infrastruktur für den Wintersport wurden ausgebaut und der ganze Ort bekam ein Facelifting. So fühlt man sich nun wie in einem Wintersportort in den bayrischen Alpen. Man kann darüber sagen, was man will. Den Menschen im Tal gab es Arbeit und Einkommen. Über eine Million Touristen finden jedes Jahr den Weg in diese bayrische Kleinstadt in Washington State in den vereinigten Staaten von Amerika.
Von Leavenworth gab es eine direkte Verbindung mit einem Amtrak nach Seattle. Es war immer mein Plan, nach Beendigung des PCT, nach Seattle zu reisen. Der Zug wurde durch einen Bus ersetzt, da der Stevenspass wegen der Feuer noch immer gesperrt war. Doch es wurde dieses Mal keine Horrorfahrt. Ich hatte einen bequemen Sitz für mich allein und im Bus sassen vor allem PCT Thru Hiker. Und als wahrer Wanderer ist man nach diesen Monaten schlank und rank.
Nach wenigen Stunden sah ich die Hochhäuser von Seattle. Wir cruisten über riesige Viadukte und bald hielt der Bus mitten in Downtown. Ich hatte Hunger und steuerte das nächste Restaurant an. Wie üblich hingen dort an jeder Wand mindestens drei riesige Flatscreens. Es lief Baseball, American Football und irgendein Autorennen, in dem sich die Autos bis zum Stillstand crashten.
Bereits zwei Tage später sass ich im Mietwagen und fuhr über die riesige Interstate 5 Richtung Vancouver. ‘Wale Watching’ war angesagt. Mein Ziel war Vancouver Island. Wenn ich schon so weit von zuhause weg bin, will ich noch etwas erleben. Mit der riesigen Fähre liess ich mich von Tsawwassen nach Victoria schippern. Wieder ein Erlebnis, das ich so noch nie gemacht hatte. Bevor ich meinen kleinen Chevrolet SUV auf die Fähre lenken konnte, spuckte das riesige Schiff Autos à gogo, Trucks und Tanklastwagen aus. Ich war begeistert. An Bord gab es vier Restaurants. Mit einem Lunch in der Hand betrachtete ich in der Ferne die Wolkenkratzer von Vancouver mit den Schneebergen im Hintergrund.
Dann ein Stunde Fahrt von Viktoria bis Duncan. Hier fand ich ein kleines Privatzimmer.
Am nächsten Tag bestieg ich in Cowichan Bay das Schiff um Wale anzuschauen. Eine junge Frau war der Captain des Bootes. Sie erklärte und erzählte und man merkte ihr die Begeisterung für diese riesigen Meeressäuger an. Und wirklich, nach wie Stunden Fahrt tauchten plötzlich in einiger Entfernung zwei Killerwale auf.
Es war gut zu hören, wie es zischte, wenn die Wale ausatmeten und der ‘Blas’ dabei mit viel Wasser gesättigt in die Höhe schoss. Frau Captain erklärte uns, dass es sich um Brüder handeln würde. Es seien die Wale sixty one und sixty two. Sie gehörten zu einer Familie von ungefähr 12 Tieren. Alle Wale seien nach ihrem Stammbaum nummeriert. Manchmal würden einzelne Tiere Monate nicht mehr gesichtet.
Dann verschwanden die Gebrüder. Doch urplötzlich tauchte einer der Beiden einige Meter neben unserem Boot auf. Der Körper glitzerte und majestätisch glitt der riesige Fisch wieder ins Wasser, um nach einigen Minuten und einigen Metern weiter wieder aufzutauchen. Sogar mit meinem IPhone konnte ich den Säuger fotografieren. Unglaublich!
Glücklich schlief ich abends in meinem kleinen Zimmer ein.
Mein nächstes Ziel ist Las Vegas. Dort treffe ich meinen Freund Peter Müller. Er hat die Stadt schon oft besucht und kennt jeden Winkel. Ich freue mich darauf und wir werden sicher ein paar Coins in den einarmigen Banditen versenken.